Am 04.April 2014 erscheint das MMO „The Elder Scrolls Online„. Dabei handelt es sich um das einzige große MMO-Projekt, daß der Hype um „World of Warcraft“ und die dann erfolgten Flops „Warhammer Online:Age of Reckoning“ und „Star Wars: The Old Republic“ übrig gelassen haben.
Während sich „WoW“ nach wie vor des Abo-Modells erfreut, auch wenn es inzwischen, seinem hohen Alter geschuldet, auf dem absteigenden Ast ist, wurden bei „WAR“ sogar die Server abgeschaltet und „SW:TOR“ hat sich in ein free-to-play-Modell gerettet.
Nichts desto trotz will Publisher Bethesda das von ZeniMax Online entwickelte „The Elder Scrolls Online“ im Abo-Modell heraus bringen.
Was erst einmal nach Selbstmord klingt, könnte sogar eine kleine Chance auf Erfolg haben. Denn das Spiel spricht die Fans der Elder-Scrolls-Reihe an, die erstmals in einem MMO gemeinsam die Spielwelt Tamriel erkunden können und – viel wichtiger – das Spiel soll ab Juni 2014 auch auf den Konsolen der neuen Generation, Playstation 4 und X-Box One, erscheinen.
Daß der PC-Markt längst nicht mehr das Zugpferd ist, wenn es um Spiele geht, ist bekannt. Obwohl der PC meiner Meinung nach die beste, weil flexibelste und nach oben offene Spieleplattform ist, ist der Konsolenmarkt inzwischen viel größer. Natürlich gibt es Überschneidungen und PC-Spieler haben auch Spielkonsolen zu hause stehen. Allerdings ist gerade bei der jüngeren Generation die Spielkonsole eindeutig auf dem Vormarsch.
„TESO“ wird das erste MMO sein, das auf diesen Markt setzt, den selbst Blizzard mit seinem „WoW“ außen vor ließ.
Da auf Konsolen Abo-Modelle nichts Neues sind, könnte es sich dort sogar leichter durchsetzen lassen als bei der PC-Spielerschaft, die inzwischen auf „free-to-play“ eingestellt ist. Dazu zähle ich auch das derzeit, nach „WoW“, erfolgreichste MMO „Guild Wars 2“, bei dem es sich zwar um ein „buy-to-play“ Spiel handelt, das aber auch ohne monatliche Gebühren auskommt.
Spätestens Ende 2014 wird sich zeigen, ob „TESO“ genug Inhalt bietet, um Spieler nach erreichen der Höchststufe von 50 weiter ans Spiel zu binden. Bis dahin zu kommen soll es nach Aussage der Entwickler auf der letzten E3 um die 150 Spielstunden dauern. Ich erwarte allerdings, daß es viele das schon in 3-4 Wochen geschafft haben, also mit Ablauf des Zeitraums, bei dem man sich wahrscheinlich entscheiden muß, ob man nun ein Abo abschließt oder nicht.
Was bietet das Spiel also nach Erreichen des Maximallevels?
Man entscheidet sich anfangs für eine von drei Allianzen. Ab Level 50 hat man die Möglichkeit, das Gebiet der nächsten Allianz zu erforschen und dann wiederum das Gebiet der dritten.
Außerdem bietet „TESO“ noch Dungeon für Gruppen von 4 Spielern, so etwas wie die aus „GW2“ bekannten RvR-Kämpfe auf einer extra Karte und Gebiete außerhalb der drei Allianzen, die Spieler nur in großen Gruppen erfolgreich durchstreifen können.
Wie das im Einzelnen aussehen wird, weiß man noch nicht. Viele Ideen erinnern mich an „GW2“, z.B. das RvR, daß der Charakter ab Level 1 ins RvR kann und dafür angehoben wird oder die lediglich 6 Skills, die der Charakter auf der Leiste haben kann, die aber außerhalb des Kampfes gewechselt werden können, ebenso wie der „Elite-Skill“, dessen Einsatz kampfentscheidend sein soll.
Es schadet aber nichts, gute Ideen aus anderen Spielen zu holen. Das hat uns schon „WoW“ deutlich gezeigt.
Allerdings geht „TESO“ auf vielen Gebieten auch eigene Wege oder entwickelt Bekanntes fort. So gibt es z.B. keine Klassen mit festen Fähigkeiten. Man muß sich zwar für eine Klasse entscheiden, ist aber frei, welche Rüstungen man anlegt und welche Waffen man wählt. Ein Krieger im Stoffkleid mit Stab in der Hand, der Zaubersprüche schmettert, dürfte also genauso möglich sein wie ein Magier im Plattenpanzer, der sich mit dem Großschwert in den Nahkampf stürzt. Und die Charakterentwicklung soll, was Fähigkeiten anbelangt, genauso frei sein. Außer auf den Fähigkeitenbaum, für den man sich durch die Klassenwahl beschränkt und der die spezifischen Fähigkeitenbäume anderer Klassen ausschließt, können alle aus einem allgemeinen Fähigkeitenpool schöpfen, um ihre ganz persönliche Spielweise zu finden.
Klingt gut. Stellt sich nur für den erfahrenen MMO-Spieler die Frage, ob die Entwickler dann eine Art Balance im PvP hin bekommen und ob sich nicht bestimmte „Builds“, also feste Zusammenstellungen von Fähigkeiten, als überlegen herausstellen und alle anderen Kombinationen damit Makulatur werden lassen.
Im Kampf soll es ein ganz eigenes System mit der Möglichkeit geben, zu blocken, mit einem Fadenkreuz gezielt anzugreifen und Angriffe durch Kanalisieren aufzubauen, die dann kräftiger reinhauen. Auch hier stellt sich natürlich die Frage, ob sich dieses für Einzelspielertitel sicher gute Kampfsystem auf ein MMO übertragen läßt, bei dem mögliche Lags die ganzen schönen Optionen ausbremsen oder sogar unmöglich machen können. Besonders beim PvP, bei dem „hunderte Spieler“ aufeinander treffen sollen, muß die Latenz eben stimmen, damit dieses Kampfsystem funktioniert.
Da sind wir aber auch schon bei einem Punkt, der genauso wie die Frage der Langzeitmotivation für Erfolg oder Mißerfolg entscheidend sein wird:
Wird „The Elder Scrolls Online“ bugfrei und spielbar auf den Markt kommen? „WAR“ und SW:TOR“ litten ja nicht zuletzt daran, daß sie vorzeitig rausgehauen wurden und sich die Spieler dann schon verabschiedet hatten, bevor Bugs behoben und Verbesserungen eingebaut werden konnten.
Etwas zu denken gibt der Umstand, daß die geschlossene Beta noch läuft, die NDA noch besteht und wir gute zwei Monate vor Release noch wenig Schnipsel in Spielegrafik gesehen haben. Ganz zu Schweigen von Berichten von Betatestern, externer Spielevideos oder Angaben über Klassen, Fähigkeiten und wie sich das Kampfsystem wirklich anfühlt.
Das und die Frage, ob das Spiel den Ansturm der MMO-Heuschrecken, die sich auf jedes neue Spiel stürzen, dieses aber auch genauso schnell wieder hinter sich lassen, überstehen wird, entscheidet letztlich nicht nur über das Schicksal des Spiels, sondern auch darüber, ob überhaupt noch einmal ein Publisher versuchen wird, ein MMO mit Abonnement heraus zu bringen.
Wir dürfen gespannt sein…
Für mich persönlich haben Spiele mit Abo-Modell ausgedient. Ich lasse zwar in dem einen oder anderen „f2p“-Titel mehr Geld, als ich mit einem Ab-Modell dort gelassen hätte. Dafür habe ich aber die Freiheit, auch mal nicht zu spielen, wenn ich keine Lust oder Zeit habe, ohne das Gefühl, daß ich muß, weil ich bezahle oder die Entscheidung treffen zu müssen, ob man ein Abonnement nun verlängert oder nicht. Daher werde ich mir, trotz meiner Neugier, „TESO“ nicht zulegen, aber weiter darüber berichten.